In jedem Gebiet gibt es Orte, die Schauplatz von Kämpfen in den beiden Weltkriegen waren. Diese Orte zeugen noch heute von dem Kriegsgeschehen und halten die Erinnerung an die Erlebnisse der beteiligten Soldaten wach. Damit jeder Besucher diese Erinnerungsorte auf seine eigene Weise erkunden kann, kommen zu den regionalen „Wegen der Erinnerung“ nun auch lokale Wanderrouten hinzu. Jede Tour wurde thematisch angelegt, wobei mehrere Etappen miteinander verbunden wurden. Die Rundwege können über einen kleinen, illustrierten Geschichtsführer mithilfe eines mobilen Datenterminals abgerufen oder direkt aufs Handy heruntergeladen werden. So werden dem Besucher eine Region und ihr geschichtliches Erbe auf originelle Weise vermittelt und die menschliche Tragweite der Konflikte deutlich gemacht.
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Der Name von Neuve-Chapelle steht neben denen vieler weiterer Schlachten eingraviert auf dem beeindruckenden Ehrenmal für die 4847 im 1. Weltkrieg verschollenen Soldaten des indischen Korps der britischen Armee. Das Ehrenmal ist das Werk des Architekten Sir Herbert Baker und wurde am 7. Oktober 1927 eingeweiht. Das runde Bauwerk wird an einer Seite von einer perforierten Mauer begrenzt, gesäumt von Skulpturen der Insignien der indischen Armee; das andere Halbrund umgibt eine Mauer, auf der die Namen der verschollenen Soldaten verzeichnet sind. In der Mitte des Mauerkreises befindet sich eine von zwei Tigern flankierte Säule, auf deren Spitze eine Lotusblüte, die Krone des Britischen Weltreiches sowie der Stern Indiens thront und an deren Fuß die
Namen der Schlachten eingraviert sind. Zu sehen ist zudem der Schriftzug God is one, His is the victory in Englisch, Arabisch, Hindi
und Gurmukhi. Jeden November ist die Gedenkstätte Schauplatz eines wichtigen Ehrengedenkens.
Anfang Oktober 1914 erreichte der Krieg den Landstrich zwischen Béthune und Armentières. Schnell rückte das Dorf Neuve-Chapelle in den Mittelpunkt der Kampfhandlungen. Am 28. Oktober 1914 setzte das britische Militär das indische Korps in den Kämpfen um das Dorf ein, das aber in deutscher Hand blieb. Am 10. März 1915
unternahm die 1. britische Armee einen erneuten Versuch, das Dorf sowie den Höhenzug von Aubers einzunehmen, um so einen Durchbruch in Richtung Lille zu schaffen. Der Angriff kam vom Standpunkt des Ehrenmals aus gesehen auf einer drei Kilometer nach Norden reichenden Linie zum Stehen. Die Briten mobilisierten 340 Geschütze und zwei Armeekorps mit zirka 40.000 Mann.
Nach einem 35-minütigen Trommelfeuer griff das indische Korps die dem heutigen Ehrenmal gegenüberliegenden Schützengräben an. Das 4. britische Korps attackierte weiter im Norden. Gegen 10 Uhr war das Dorfzentrum erobert. Verschiedene Widerstandsnester sowie deutsche Verstärkungstruppen verhinderten jedoch einen Ausbau des anfänglichen Erfolges. Drei Tage lang reihten sich Angriffe auf Gegenangriffe. Am Ende kostete die Eroberung eines 800 Meter tiefen Landstreifens das Leben von fast 13.000 Briten und ebenso vielen Deutschen.
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1924 beschloss Portugal die Einrichtung eines Militärfriedhofes in dem Gebiet, das 1917 von seinen Truppen gehalten wurde und im Mittelpunkt der deutschen Offensive vom9. April 1918 lag. Hier ruhen die Überreste von 1831 an derWestfront getöteten Portugiesen. Jedes Jahr im April wird ihrer mit einer Zeremonie gedacht.
Im Februar 1917 landete das portugiesische Expeditionskorps unter General Tamagnini in Brest an, um die alliierten Truppen zu unterstützen. In einem Trainingslager in Marthes bei Aire-sur-la-Lys im Pas-de-Calais wurden seine in zwei Infanteriedivisionen aufgeteilten 55.000 Mann im Grabenkampf sowie der Handhabung von Gasmasken trainiert. Die britische Armee, von der die Portugiesen ihre Bewaffnung und Helme erhielten, setzte sie anschließend in ihren Frontabschnitten ein. Im April 1917 erreichten
die ersten portugiesischen Einheiten die Front im Sektor von Neuve-Chapelle, der seit den blutigen Schlachten der Jahre 1914
und 1915 relativ ruhig geblieben war. Dort entdeckten einige portugiesischen Soldaten eine beschädigte Christusfigur, die sie in der Hoffnung auf Gottesschutz in ihrer Stellung aufrichteten.
Der portugiesische Sektor wurde bis nach Fauquissart ausgedehnt, seine Befehlsstände waren in Laventie, La Gorgue, Lestrem und Saint-Venant. Am 8. April erhielt die 2. portugiesische Division den Befehl, sich auf ihre Ablösung am Folgetag vorzubereiten. Doch im Morgengrauen des 9. April eröffnete ein fürchterliches Artilleriefeuer
die Frühjahrsoffensive der Deutschen im Departement Nord mit dem Ziel, die britischen Linien zu überrennen und denWeg nach Calais frei zu machen. Das Zielgebiet lag zwischen Givenchy und Bois-Grenier und wurde vomportugiesischen Korps sowie geschwächten britischen Divisionen gehalten. Der 6. deutschen Armee gelang es, die Front zu durchbrechen und alle Widerstandsnester zu eliminieren. Eine große Zahl portugiesischer
Soldaten geriet in Gefangenschaft oder wurde in die Flucht geschlagen. Nur in Givenchy gelang es der 55. britischen Division die Deutschen aufzuhalten.
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Ab 1914 hielten die Deutschen den Sektor von Piètre besetzt. Von einem Ausguck auf einer hohen Pappel aus observierten sie die britischen Linien, die in der Nähe der Kirche von Fauquissart entlangführten. Die Landschaft in diesem Sektor ist charakteristisch für den Frontabschnitt im Bas-Pays. Das flache und feuchte, teils sumpfige und von vielen Wassergräben durchzogene Terrain ließ nur den Bau von flachen Schützengräben zu, die mit Brustwehren aus Erdsäcken verstärkt wurden. Die Deutschen bauten zudem betonierte Unterstände. Einer davon, halb in die Erde gegraben, befindet sich nahe des Flüsschens Les Laies. Eine Treppe führt auf einen Flur, von dem drei Räume abgehen. Die vorhandenen technischen Anlagen lassen darauf schließen, dass der Unterstand über eine Pumpe verfügte, die das Wasser aus den Gräben in das Flüsschen beförderte.
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Der Weg ist in diesem Abschnitt nicht mehr gekennzeichnet, es wird geraten, den Wegweisern der Commonwealth War Graves Commission zu folgen.
Nachdem die Schlacht an der Somme ab dem 1. Juli 1916 voll ausgebrochen war, befahl der britische General Haig einen Ablenkungsangriff im Frontabschnitt von Fromelles gegenüber dem
Höhenzug von Aubers. Um 18 Uhr des 19. Juli 1916 gingen die unterbesetzte 61. britische Division und die unerfahrene 5. australische Division zum Angriff über. Die Operation scheiterte. Alleine die Australier konnten vorübergehend die vorderste
Linie der Deutschen erobern. Die Verluste waren erschreckend: 1557 englische und fast ebenso viele deutsche Soldaten fielen. Am Ende ihres ersten Einsatzes an der Westfront hatten die Australier
5533 Opfer zu beklagen. Der 61. Division wird mit einer Gedenktafel am Rathaus von Laventie gedacht, wo sie untergebracht war.
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Die Zugänge zu den Laufgräben, die zu den vordersten Linien der Briten führten, befanden sich etwa einen Kilometer vomSchlachtfeld von Neuve-Chapelle entfernt in der Nähe der rue du Bacquerot. In einem Bauernhof war ein Feldlazarett für die Erstversorgung der Verletzten aus den Schützengräben untergebracht. Transportfähige
Verwundete wurden zu den Casualty Clearing Stations nach Estaires oder Merville weitergeleitet. All jene, die ihren Verwundungen im Feldlazarett erlagen, wurden auf einem Friedhof nebenan bestattet. Die 1914 und 1915 gefallenen indischen Soldaten wurden in einem gesonderten Bereich des Friedhofs begraben.
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Viele der Soldaten, die seit der Schlacht am Wildschweinkopf am 30. Juni 1916 hier ruhen, gehörten zum Royal Sussex Regiment. Der Name der Schlacht bezieht sich auf einen deutschen Vorposten in der Nähe der rue du Bois und des indischen Ehrenmals, der 1915 im Zuge der Schlacht von Festubert errichtet worden war. Die Operation des 30. Juni 1916 war als Ablenkung von der Sommeschlacht gedacht, die am Folgetag starten sollte. Die 39. Division sollte die vorderen Linien der Deutschen erobern. Nach einigen Stunden mussten sich die Sturmtruppen jedoch wieder zurückziehen. Die Verluste waren groß: mehr als 1000 Mann fielen. Die meisten Verwundeten wurden in dem Bauernhof neben dem Friedhof notversorgt.
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1914 gab es hier zwei unterschiedliche Gemeinden: durch Richebourg l’Avoué verlief die Front, Richebourg Saint Vaast lag im Rücken der alliierten Stellungen. In den Ansiedlungen hinter der Front, wie zum Beispiel Bout de Ville, lebten weiterhin Menschen inmitten von Soldaten und wurden oft Opfer der Gräuel des Krieges. Nach dem Waffenstillstand versuchten die Bewohner gemeinsam, ihre Dörfer in der verwüsteten Landschaft wiederaufzubauen. Ein Ehrenmal, das den Leichnam eines Frontsoldaten zeigt, erinnert an 97 Bewohner von Richebourg, die im Krieg getötet wurden. An der Außenmauer der Kirche wurde als Zeugnis der Zerstörung außerdem eine durch einen Granatsplitter verstümmelte Christusfigur angebracht.
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1917 und 1918 legten die Alliierten zwischen La Couture und den Dörfern im Hinterland der Front eine Verteidigungslinie mit befestigten Stellungen und Unterständen an. Diese wurde während der Vierten Flandernschlacht am 9. April 1918 von portugiesischen Soldaten unter Oberst Bento Roma verteidigt. Aus diesem Grund ließ die portugiesische Regierung hier ein Denkmal errichten, das am 10. November 1928 eingeweiht wurde. Es handelt sich um das Werk
des portugiesischen Künstlers Teixeira Lopes und zeigt eine Frau, als Sinnbild des Vaterlandes, die den Säbel des Helden der portugiesischen Unabhängigkeit, Nuiv’Alwarez, in der Hand hält. An ihrer Seite streckt ein portugiesischer Soldat Gevatter Tod vor der Ruine einer gotischen Kathedrale nieder.
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Mehr als 13.000 britische Soldaten, die 1914 und 1915 an der Front zwischen Givenchy und Neuve-Chapelle gefallen sind, gelten als verschollen. Ihnen ist die nach Plänen des Architekten Truelove gebaute und am 22. März 1930 eingeweihte Gedenkstätte Le Touret gewidmet. Eine überdachte Säulengalerie führt zu einem Innenhof mit den eingravierten Namen der Schlachten. Die erste Schlacht bei La Bassée vom10. Oktober bis 2. November 1914 stoppte den Durchbruch der Deutschen zum Meer und markierte den Beginn des Stellungskrieges. Bei den übrigen Schlachten handelte es sich um wichtige lokale Offensiven mit dem Ziel, die
Front zu durchbrechen oder von den Operationen der Franzosen 1915 im Artois abzulenken. Die Kämpfe in Neuve-Chapelle, Givenchy, Aubers, Festubert oder Cuinchy kosteten vielen Soldaten das Leben. Ab Oktober 1914 bis März 1915 war das Dorf Neuve -Chapelle Schauplatz blutiger Auseinandersetzungen. Im Dezember 1914 und im Juni 1915 lieferten sich Briten und Deutsche in
Givenchy schreckliche Attacken und Gegenattacken. Cuinchy erlebte im Februar 1915 heftige Angriffe. Am 9. Mai lancierten die Briten in zwei Frontabschnitten die Schlacht von Aubers. Im südlichen Teil entlang der rue du bois in Richebourg erlitten die Soldaten des 2. Regiments Munster, dessen Geistlicher am Abend zuvor ein letztes Abendmahl abgehalten hatte, schwere Verluste. Die Kämpfe im Norden konzentrieren sich auf den Sektor zwischen Fromelles und Fleurbaix. Zwischen dem 15. und 25. Mai 1915 eroberten britische und kanadische Truppen während der Schlacht von Festubert unter großen Verlusten einen Teil des Frontabschnittes. Die Jahre 1916 und 1917 blieben in diesem Sektor dagegen verhältnismäßig ruhig.
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Das Denkmal für die 55. Division West Lancashire wurde am 15. Mai 1921 in Anwesenheit des Bürgermeisters von Liverpool und von Marschall Joffre eingeweiht. Die Rose symbolisiert die Grafschaft Lancashire. Das von Veteranen gestiftete Denkmal soll vor allem
an den Widerstand der Division in Givenchy während der deutschen
Offensive am 9. April 1918 erinnern.Während des gesamten Krieges war das Dorf Schauplatz schrecklicher Gefechte. Im Dezember konnten es die Deutschen einige Stunden lang erobern, bevor sie wieder von den Briten vertrieben wurden. 1915 und 1916 wütete hier der Minenkrieg. Das Denkmal, das 2010 neben dem anderen Denkmal errichtet wurde, erinnert an die größtenteils britischen Minengräber, die in diesem Frontabschnitt starben.
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Der Separatfrieden mit Russland ermöglichte es den Deutschen, im Frühjahr 1918 eine Großoffensive einzuleiten mit dem Ziel, die Front zu durchbrechen und einen Sieg zu erzwingen. Die in diesem Rahmen ab dem 9. April 1918 zwischen Givenchy und Bois-Grenier durchgeführte Operation Georgette löste die Vierte Flandernschlacht aus. Dabei gelang es der 6. deutschen Armee, dank heftigen Artilleriefeuers, dem Einsatz von Giftgas und besonders erfahrenen Sturmtruppen die alliierten Linien zu durchstoßen. Die 40. britische Division wurde aus Fleurbaix vertrieben, die 2. portugiesische Division aus Laventie. Am Abend des 9. April überschritten die Deutschen den Fluss Lys (dt. Leie) bei Bac-Saint-Maur. Am Folgetag wurden die Angriffziele in Richtung des Département Nord ausgedehnt und die Städte Armentières, Merville und Bailleul besetzt. Ende April kamdie Operation am Rande desWaldgebiets von Nieppe zum Stehen. Das
deutsche Heer richtete nun mehrere Soldatenfriedhöfe ein, vor allem in Laventie und Saillysur- la-Lys. Dort wurden die Gefallenen der Kämpfe des April sowie der Sommermonate 1918 beerdigt. Nach dem Ende des Krieges wurden die vielen kleinen verstreuten Grabstätten der Deutschen auf dem Soldatenfriedhof von Laventie zusammengeführt. Er umfasst 1978 Gräber. Einige der Grabkreuze tragen bis zu vier Namen von Gefallenen. Die Gedenkstätte wird vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge unterhalten.
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